mosi trifft – Daniel Alvarenga

Daniel ist Regisseur und Drehbuchautor des Independent-Filmprojektes Hundswut

Um was geht es bei deinem aktuellen Independent-Projekt Hundswut? 
Hundswut ist zwar in erster Linie ein bayerisches Drama, ist in seiner Thematik aber – leider – weder auf Bayern, noch auf das Jahr 1932 beschränkt. Es geht um Selbstjustiz, um Vorverurteilung, Rache und Intrigen – und all das ist leider sehr zeitlos.

Wie entstand die Idee für den Film?  
Ich wollte schon lange einen Film über die Dynamik in einem kleinen Dorf machen. Ich komme selbst vom Land und kenne die „kurzen Dienstwege“ sehr gut. Sowas kann sehr positiv sein, weil eine funktionierende Gemeinschaft so Probleme sehr schnell und unkompliziert lösen kann. So etwas kann sich aber auch extrem ins Negative drehen, weil man in der richtigen Position auch recht gut am Gesetz „vorbeiwurschteln“ kann.  

Ein zweiter Einfluss war ein historischer Fall, von dem ich gelesen habe. Dort gab es auch – allerdings schon im 17. Jahrhundert – eine Mordserie und ein Schuldiger wurde recht schnell gefunden und kurzerhand von der Kirche zum Hexer und Werwolf erklärt und verurteilt. Auf diesen beiden Beinen stand die Idee zu Hundswut, der Rest kam dann ganz von allein.

Wie lang liegt diese Idee zu Hundswut schon in deiner „Schublade“? 
Das hängt ein bisschen von der Definition ab. Von der ersten Idee bis zum fertigen Drehbuch ist tatsächlich nicht viel Zeit vergangen, das waren ein paar Monate. In die Schublade musste es aus bekannten Gründen dann trotzdem sehr lang. Die Planung hat schon vor gut zwei Jahren begonnen, nachdem mein letzter Film „Wer Frieden sucht“ pandemiebedingt nur eine sehr kurze Zeit im Kino war. Zu der Zeit habe ich auch Benjamin Strobel, meinen jetzigen Director of Photography, kennengelernt, den mit seinem Film „Restguthaben“ ja ein ganz ähnliches Schicksal ereilt hat. Dann lag alles sehr lang auf Eis, obwohl Besetzung und Crew eigentlich startbereit waren. Konkret tut sich eigentlich erst ab diesem Jahr wieder etwas.

Der Film spielt ja im Bayern der 1930er Jahre. Warum ausgerechnet dieses doch düstere Jahrzehnt? 
Das hat mit der oben erwähnten Inspiration des Werwolfprozesses zu tun. Ich wollte diese Idee transportieren, gleichzeitig wollte ich auf keinen Fall einen Mittelalterfilm machen. Ich finde, so etwas macht es dem Zuschauer viel zu einfach, sich von dem Gesehenen zu distanzieren, a la „Ja finsteres Mittelalter, das war ja noch gar keine richtige Zivilisation“. Deswegen wollte ich den Film etwas mehr in „unsere Zeit“ rücken, ihn aber trotzdem glaubhaft lassen. In Zeiten von Handy und Internet funktioniert so eine Geschichte nicht, nicht mal auf dem Dorf. Sich damit in die 30er Jahre zu bewegen, in eine Zeit, die erstens von Umstürzen, Unsicherheit und Angst geprägt war und zweitens leider sehr deutlich gezeigt hat, dass das Mittelalter nicht die einzige finstere Ära in unserem Land war, lag daher irgendwann sehr nahe.

Wenn man die Cast so liest von Christine Neubauer, Christian Tramitz, Markus Brandl, Heio von Stetten, Konstantin Wecker, … denkt man ja jetzt nicht an ein Filmprojekt mit geringem Budget. Stehen die alle bei dir im Adressbuch? Rufst du dann kurz an, in der Art „ich mach einen Film in Bayern, bist du dabei“ 🙂 oder wie kommt man zu dieser bayerischen Star-Besetzung? 
Ich nenne es gerne eine Mischung aus Naivität und Wahnsinn. Annika Preil zum Beispiel habe ich über Instagram kontaktiert. Wobei ich im Laufe des Projekts auch professioneller geworden bin. Konstantin Wecker und Eva Mähl waren die beiden ersten, denen ich geschrieben habe, jeweils über das Kontaktformular ihrer Homepages. Und ich hatte das unglaubliche Glück, das beide nicht nur sehr schnell reagiert haben, sondern extrem nett waren und auch noch dabei sein wollten. Das hat mir zum einen sehr viel Auftrieb gegeben, wenn auch Leute, die etwas davon verstehen, das Drehbuch gut finden, zum anderen öffnen große Namen natürlich auch Türen. So konnte ich mit diesen beiden Namen schon mal „hausieren gehen“, was wohl auch dazu beigetragen hat, dass die Agenten von anderen Schauspielern – oder auch sie selbst – dem Projekt eine gewisse Glaubwürdigkeit zugesprochen haben. Dazu kam ein – auch wenn ich mich immer noch schwer tue, das selbst zu sagen, ohne mich arrogant zu finden – wohl sehr überzeugendes Drehbuch, spannende Rollen, und vor Allem eine große Portion Glück.

Hundswut wird ja über Sponsoring und eine Crowdfunding-Kampagne finanziert. Welcher Betrag muss zusammenkommen damit das Projekt realisiert wird? 
Wir drehen den Film auf jeden Fall. Das ist uns nur möglich, weil alle Beteiligten, vor, hinter und neben der Kamera – uns natürlich eingeschlossen – bereit sind, auf einen Großteil ihrer üblichen Bezahlung zu verzichten, bzw. diese erst zu bekommen, wenn der Film Gewinn macht. Zum anderen haben wir auch eine breite „nichtmonetäre“ Unterstützerfront. Zum Beispiel sponsort die Straubinger Kaffeemanufaktur für den kompletten Dreh Kaffee und Kuchen, die Schreinerei Waldbauer stellt für uns Bauten und Kulissen her und die Familie Vesper erlaubt uns, in ihren Kinos Werbung für das Crowdfunding zu machen. So können wir mit einem Budget arbeiten, das für Kinofilm-Verhältnisse lächerlich gering ist und auch ohne Förderungen oder eine große Produktionsfirma im Rücken stemmbar ist. 

Konkret fehlen uns im Moment ungefähr 300.000 Euro. Die werden wir aber nicht allein über ein Crowdfunding stemmen, da machen wir uns keinerlei Illusionen. Deswegen suchen wir auch noch nach Investoren oder zur Not verkaufen wir Häuser, Autos oder Nieren. Wir brennen für Hundswut, und wir fangen definitiv im Oktober an zu drehen.

Kann man sich noch beteiligen? Konkret wie? 
Da gibt es zwei Ansätze, einmal den idealistischen, und einmal den etwas unternehmerischer gedachten. Der erste läuft über das schon erwähnte Crowdfunding. Da kommt man direkt über www.hundswut.de zur Kampagne und kann uns mit wenigen Klicks unterstützen. Natürlich gibt es auch da sogenannte „Dankeschöns“, zum Beispiel signierte Filmplakate, eine DVD des Films oder auch eine Gastrolle – in erster Linie ist es aber doch eher eine Wertschätzung, eine Unterstützung und ein gezeigter Glaube an das Projekt, mit einer Belohnung nach Wahl als Sahnehäubchen. 

Es gibt aber auch die Möglichkeit, zu investieren. Dazu kann man sich direkt an uns wenden, einen Teil des Budgets übernehmen und sich damit einen prozentualen Gewinnanteil sichern. Das läuft dann nicht mehr über ein Crowdfunding, sondern ordentlich mit Verträgen und Anwälten. Man kann sich recht leicht ausrechnen, wie schnell ein Film mit einem so geringen Budget und einer trotzdem so großartigen Besetzung in die schwarzen Zahlen kommen sollte. Wer dieses Vertrauen in Hundswut also hat und es sich leisten kann, für den ist ein Investment also bestimmt nicht die schlechteste Idee.

Können wir auch mitspielen 🙂 ?  
Habe ich die Möglichkeit erwähnt, eine Gastrolle zu kaufen? 😉 Nein, aber es wird auch Massenszenen geben, zum Beispiel eine Treibjagd und eine Gerichtsverhandlung, und dafür suchen wir – zu gegebener Zeit – auf jeden Fall noch nach Statisten.

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